Wie lange gibt es den Menschen auf der Erde?

In der griechischen Mythologie war es der Titan Prometeus, ein Menschenfreund, der den Menschen das Feuer brachte. Dafür wurde er bestraft.

Zeus ließ ihn an einen Felsen im Kaukasus fesseln. Jeden Tag wurde seine Leber von einem Adler gefressen, die dann über Nacht nachwuchs, so dass der Adler am nächsten Tag erneut seine Leber fressen konnte.

Hermann Parzinger hat ein Buch geschrieben „Kinder des Prometheus – Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift„, das mir vom Verlag C.H. Beck freundlicherweise als eBook Rezensionsexemplar zugeschickt wurde.

Das Buch ist fast 900 Seiten dick und entsprechend lang habe ich gebraucht, um es zu lesen. Oder viel mehr: durchzuarbeiten. Sicherlich, man kann das Buch einfach so runterlesen, doch das wird ihm meiner Meinung nach nicht gerecht. Viel mehr habe ich mitgeschrieben, denn ich habe viel gelernt.

Schon lange beschäftigt mich die Frage: Wie lange gibt es Menschen? Doch dazu muss man sich erstmal fragen:

Was ist überhaupt der Mensch?

Der Vorgänger des Menschen – der Australopithecus – lebte vor etwa 3,5 Millionen Jahren. Er unterscheidet sich durch ein größeres Hirnvolumen, einen flacheren Gesichtsschädel und vor allem durch den aufrechten Gang von Menschenaffen. Ob der Australopithecus schon Werkzeuge eingesetzt hat, ist nicht sicher geklärt.

Der jüngste Vertreter des Australopithecus, der Australopithecus afarensis, wird etwa 500.000 Jahre vor den ersten gefundenen Steinwerkzeugen datiert, doch das schließt natürlich nicht vollkommen aus, dass er bereits Werkzeuge hatte.

Genau so die Frage: Kannte er schon Feuer? Hatte er eine Sprache?

Kannten diese Menschen Werkzeuge, Sprache und Feuer?

Im Laufe der Zeit hat sich das Gebiss des Australopithecus verändert. Dies hing, so erklärt es der Autor, mit klimatischen Veränderungen zusammen. Das Gebiet in Afrika, wo der Australopithecus lebte, zeichnete sich einst durch lichte Wälder mit vielen Früchten aus, doch durch den klimatischen Ursprung entstand hier eine trockene Savanne, wie sie sie noch heute kennen. Dadurch veränderte sich auch das Nahrungsangebot. Statt Früchten aß er nun Gräser und Wurzeln. Der Australopithecus war Vegetarier, das scheint gesichert.

Aus dem Australopithecus ging der Homo habilis hervor, das war vor etwa 2 Millionen Jahren. Noch einmal viel später ging daraus der Homo Erectus hervor. Der Homo Habilis kannte auf jeden Fall Werkzeuge. Die ältesten Stienwerkzeuge lassen sich wohl auf eine Zeit vor 2,7 Millionen Jahren datieren.

Der Frühe Mensch wurde zum Fleischesser (oder besser Allesfresser -> zum Omnivoren)

Die Werkzeuge brauchte er nämlich, um Fleisch zu verzehren. Das Gebiss war immer noch das eines Vegetariers, schließlich hatte sich der Australopithecus pflanzlich ernährt. Doch der Homo Habilis entdeckte das Fleisch. Er war in diesem frühen Zeitraum der Menschheitsgeschichte noch kein Jäger, sondern ein Aasfresser. Doch der Kauapparat der Frühmenschen, die vor 1,5 – 3 Millionen Jahren lebten, war einfach nicht darauf ausgerichtet Fleisch von Tieren abzureißen, also benutzte er Werkzeuge und bald auch das Feuer.

Später ging aus dem Homo Habilis der Homo Erectus hervor. inzwischen hatte der Homo Erectus ein Gehirnvolumen, das doppelt so groß wie das des Australopithecus war.

Der Homo Erectus begann sich in der Welt auszubreiten. Diese Menschenart entwickelte sich in Europa zum Neandertaler, die in Afrika verbliebene Population entwickelte sich später zum Homo Sapiens, der Menschenart, der wir noch heute angehören.

Was hat der Neandertaler gegessen?

Alles spricht dafür, dass der Neandertaler eine fleischreiche Ernährung hatte. Isotopenmessungen an Kollagen und den Knochen von Neandertalern bestätigen, dass er viel Fleisch gegessen hat. Gleichzeitig hat man sich aber auch Ablagerungen in den Zähnen der Neandertaler angeschaut und festgestellt, dass sie vor allem im Sommer auch viele Beeren, Nüsse, Wurzeln, Gras, Hülsenfrüchte etc. gegessen haben. Besonders interessant ist, dass man hier schon erkennen konnte, dass die Nahrung durch das Erhitzen verändert wurde.

Der Neandertaler kannte also das Feuer.

Das ist allein deswegen sehr wahrscheinlich, weil der Mensch ohne die Kenntnis des Feuers wahrscheinlich nie die Alpen hätte überqueren können.

Homo Sapiens vs. Neandertaler

Wann starb der Neandertaler aus?

100.000 bis 40.000 Jahre vor heute war der Neandertaler der einzig nachgewiesene Mensch in Europa.

Als es in Europa vor etwa 30.000 Jahren sehr kalt wurde, überlebte der Neandertaler noch einige tausend Jahre in Südeuropa, bevor er gänzlich von der Bildfläche verschwand.

Warum er ausgestorben ist, wird unter Wissenschaftlern kritisch diskutiert. Eine Möglichkeit ist, dass der Homo Sapiens einfach früher geschlechtsreif wurde und so den Neandertaler übervölkert hat. Eine andere, dass der Homo Sapiens besser angepasst war.

Yuval Noah Harari deutet in deinem Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit auch an, dass der Homo Sapiens den Neandertaler schlichtweg ausgerottet hat. Komplett unwahrscheinlich ist das nicht.

Hatte der Homo Erectus eine Sprache?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Der Homo Erectus hatte auf jeden Fall schon recht hochentwickelte Steinwerkzeuge. Es ist unwahrscheinlich, dass er dieses Wissen nur durch Nachahmen weitergeben konnte, ohne eine Form von Sprache.

Hinzu kommt, dass der Homo Erectus schon im Verbund gejagt hat. So wurden bei Ausgrabungen zum Beispiel Gruben gefunden, in denen sich die Knochen einer ganzen Herde Wildpferde befanden, die vom Homo Erectus erlegt worden waren. Eine solche Herde lieferte etwa 2 Tonnen Fleisch. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese logistische Jagdleistung ohne ein Form von Sprache umsetzbar gewesen ist.

Wann wurde das Feuer erfunden?

Wir können wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Menschen bereits Feuer hatten, als sie die Alpen überquert hatten. Da es in Europa bereits den Homo Erectus gab, muss er Feuer gehabt haben. Bei Untersuchungen von Neandertalern, zeigte sich außerdem, dass diese wohl bereits gekochte bzw. gebratene Nahrung zu sich genommen haben. Sie kannten also ebenfalls das Feuer. Und der Neandertaler ging aus dem Homo Erectus hervor.

Hinzu kommt, dass es vor etwa 500.000 Jahren eine Eiszeit, namens Elster-Kaltzeit gab. In dieser Zeit waren große Teile von Europa mit Gletschern bedeckt und das Meer fror soweit zu, dass sich im Westen des Atlantiks bis zum chinesischen Meer eine Kaltsteppe bildete. Also eine Art Landmasse mit Gras, wo viele Tiere lebten. Darunter Elefanten, Nashörner, Pferde etc. auch der Mensch scheint diesen Tieren nachgewandert zu sein, um sie zu erlegen.

Dafür brauchte er nicht nur warme Kleidung, sondern auch das Feuer.

In Israel wurden außerdem Überreste des Homo Erectus zusammen mit verbrannter Nahrung gefunden. Diese Ausgrabungen wurden auf etwa 700.000 vor heute datiert. Spannend dabei ist, dass der frühe Mensch offensichtlich das Feuer nicht nur nutzte, um Fleisch zuzubereiten, sondern auch für pflanzliche Nahrung. So fand man zum Beispiel Hinweise auf verbrannte Wildgerste, viele tausend Jahre vor der Kultivierung der Gerste.

Hinzu kommen Belege aus Afrika (Olduvai), wo Ausgrabungen darauf hindeuten, dass hier schon vor 1,4 Millionen Jahren das erste Mal Feuer benutzt wurde. Allerdings häufen sich die Belege ab einer Zeit von vor 1 Millionen Jahren.

Wir können also vermuten, dass das Feuer seit mindestens 1 Millionen Jahren bekannt ist.


Ein großartiger Einblick in die frühe Geschichte

Insgesamt ist „Kinder des Prometheus“ ein Buch, mit einer extrem hohen Informationsdichte. Trotzdem liest es sich aber sehr entspannt und kurzweilig.

Man kann das Buch einfach so runterlesen und nimmt eine Menge mit.

Es hat mich vor allem zum Nachdenken angeregt. Weil ich immer wieder überlegt habe, wie ich die verschiedenen Informationen miteinander in einen zeitlichen Rahmen bringen kann. Ich habe dabei gedanklich versucht das neu erworbene Wissen mit dem abzugleichen, was ich bereits über die Zeit der frühen Menschen wusste (Spoiler: ich wusste nicht viel) und konnte so einige Lücken schließen.

Wer Spaß an Frühgeschichte hat, für den ist dieses Buch eine sehr gute Wahl. Allerdings ist der Aufwand auch wirklich nicht zu unterschätzen. Ich habe (inkl. Notizen) etwa 40 Stunden an dem Buch gelesen! Ohne mitzuschreiben, hätte ich vermutlich nur 20 Stunden gebraucht. Und ein schnellerer Leser als ich, würde vielleicht 15 Stunden brauchen.

Aber ohne meine Notizen, hätte ich mir das unmöglich alles merken können. Ich habe mir daher die Mühe gemacht die wichtigsten Sachen auch als virtuelle Karteikarten in Anki zu schreiben und sie zwischendurch auswendig gelernt.

In weiteren Blogbeiträgen möchte ich außerdem noch tiefer auf das Buch eingehen.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert