Vom Gütersloher Verlagshaus habe ich ein Rezensionsexemplar von „Mit der Tora durch das Jahr“ von Jehoschua Ahrens bekommen. Das wirkt wahrscheinlich etwas ungewöhnlich, weil ich normalerweise keine Bücher rezensiere, die so stark religiös verortet sind, doch hier möchte ich eine Ausnahme machen.
Vor über 15 Jahren habe ich Althebräisch gelernt und sogar ein staatlich geprüftes Hebraicum erlangt (das klingt jetzt ganz schön fancy). Alte Sprachen waren schon immer eine Leidenschaft für mich.
Und ich habe es damals wirklich genossen tiefer in die Geschichten der Hebräischen Bibel einzutauchen und die verschiedenen Interpretationen zu erfahren, die zwischen den Zeilen stehen und die Bezüge zu echten historischen Ergebnissen, die wir in der Bibel finden.
Das Alte Testament teilt sich in drei Teile, die im Hebräischen mit dem Begriff Tanach zusammengefasst werden. Tanach steht für Tora (das sind die 5 Bücher Mose, also das griechische Pentateuch), Naviim (Das sind die Propheten) und Ketuvim, was einfach sonstige gesammelte Schriften sind.
Die Tora ist im jüdischen Jahr in 52 Abschnitte eingeteilt, von denen jede Woche einer gelesen wird. Diese Abschnitte nennt man Paraschot (Mehrzahl von Parascha, was einfach Wochenabschnitt bedeutet).
Das Buch von Jehoschua Ahrens arbeitet sich durch die Wochenabschnitte des ganzen Jahres zusammen mit Interpretationen.
Um daraus etwas mitzunehmen muss man weder jüdisch, noch sonst irgendwie religiös sein. Ich sehe es hier vor allem den Ansporn zu philosophischen Überlegungen, die uns dabei helfen als Menschen näher zu unserer Spiritualität zu finden, ganz egal welcher Religion wir angehöre.
Wir beschäftigen uns heute so viel mit Spiritualität, wenn sie nur möglichst exotisch und von möglichst weit weg kommt. Oft, wenn ich mich mit jungen Erwachsenen unterhalte, stoße ich auf dieselbe Perspektive: die Religionen vor der Haustür (vor allem das Christentum) sind überholt, zu konservativ bis hin zu extremistisch. Aber alles was möglichst fern und exotisch ist, dass ist erleuchtend. Sei es der Buddhismus, Okkultismus oder Naturreligionen. Dahinter steckt die Heuristik: es ist ungewöhnlich und möglichst entfernt von meiner alltäglichen Lebensrealität – es muss gut sein.
Ich glaube, dass Spiritualität etwas ist, wovon wir alle profitieren können und dass die Religion als solche nur ein Gefäß ist, in die wir unsere Spiritualität füllen, um sie besser zu erforschen. Am Ende sind es immer dieselben existentiellen Fragen: woher kommen wir? wohin gehen wir? was machen wir in der Zwischenzeit?
Eine eindeutige Antwort kann wohl niemand liefern, doch es macht Spaß und kann befreiend sein, mal links und rechts zu gucken, wie es in anderen Kulturen und Religionen ist. Auch wenn man nicht dran glaubt…
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