Rezension: Die letzten Tage von Pompeji von Martin Pfaffenzeller
Das Buch Die letzten Tage von Pompeji von Martin Pfaffenzeller ist ein populärwissenschaftliches Sachbuch, das in Zusammenarbeit mit SPIEGEL-Autor:innen entstanden ist. Es widmet sich der Frage, wie die Bewohner Pompejis vor dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. lebten. Anders als viele frühere Darstellungen, die den dramatischen Untergang in den Mittelpunkt rücken, liegt der Fokus hier auf dem Alltag: auf Essen und Wohnen, Religion, Sexualität, Unterhaltung und gesellschaftlichen Strukturen. Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten und konnte mich so intensiv damit auseinandersetzen.
Besonders gelungen finde ich, wie facettenreich das Bild der Stadt gezeichnet wird. Man erfährt nicht nur etwas über die prunkvollen Villen, sondern auch über die Lebensumstände von Sklaven und einfachen Handwerkern. Gladiatorenkämpfe, erotische Wandmalereien oder religiöse Kulte werden anschaulich beschrieben. Zahlreiche Abbildungen, Karten und Illustrationen machen die Texte greifbarer und helfen, sich die antike Stadt als lebendigen Lebensraum vorzustellen.
Damit knüpft das Buch auch an den historischen Kontext Pompejis an: Die Stadt lag an der Sarno-Mündung im heutigen Kampanien, am Fuß des Vesuvs. Die fruchtbaren Böden verdankte sie den vulkanischen Ablagerungen, die seit Jahrtausenden das Umland prägten. Ursprünglich war Pompeji eine oskische Fischersiedlung – die Osker waren ein altitalisches Volk der Samniten. Bereits im 7./6. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich die Stadt zu einem Handelszentrum. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie mehrfach ausgebaut, erhielt eine Ringmauer mit acht Toren und wurde schließlich im Zuge der römischen Expansion vollständig romanisiert. All diese Hintergründe werden im Buch verständlich aufbereitet und mit Alltagsbeispielen verbunden.
Trotz aller Stärken habe ich beim Lesen auch Kritikpunkte festgestellt. An einigen Stellen hätte ich mir transparentere Quellenangaben gewünscht. Manche Informationen wirken spannend, lassen sich aber ohne genauere Nachweise nicht nachprüfen. Für ein allgemeines Publikum ist das wahrscheinlich kein Problem – die meisten Leser:innen suchen hier eine leicht zugängliche Einführung in das Leben der Römer. Wer sich vertiefend mit archäologischen oder historischen Studien auseinandersetzen möchte, stößt allerdings schnell an Grenzen.
Sehr positiv möchte ich den Stil hervorheben. Das Buch ist leicht verständlich und flüssig geschrieben. Es vermittelt komplexe Themen ohne unnötigen Ballast und eignet sich deshalb auch für Leser:innen, die keine Fachkenntnisse mitbringen. Gerade diese entspannte Lesbarkeit macht den besonderen Reiz aus.
Insgesamt ist Die letzten Tage von Pompeji eine lohnenswerte Lektüre: Es bietet einen breiten Überblick über das Leben in der antiken Stadt, weckt Neugier und macht Lust, sich näher mit Pompeji zu beschäftigen. Als wissenschaftliche Referenz reicht es nicht aus, doch als anschauliches, gut lesbares Sachbuch ist es sehr empfehlenswert.
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar an Penguin Randomhouse.
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