Zu Beginn seines Buches „The Diary of a CEO – Die Entdeckung des Erfolgs“ erzählt Steven Bartlett, dass er mit 18 Jahren vor einer schwierigen Entscheidung stand. Einerseits überlegte er ein Unternehmen zu gründen. Andererseits dachte er darüber nach, nach Afrika zu gehen und dort Freiwilligenarbeit leisten. Als er auf einer sprituellen Veranstaltung war, fragte er einen Guru, wie er sich entscheiden sollte. Als Antwort bekam er das, was er später zum ersten Gesetz in seinem Buch machte:
Du kannst nicht aus leeren Eimern schöpfen
Was bedeutet das?
Steven Bartlett stellt im ersten Kapitel 5 Eimer vor:
- Wissen
- Kompetenz
- Netzwerk
- Ressourcen
- Ruf
Man füllt die Eimer von links nach rechts. Wenn sie leer sind, kann man auch nichts geben. Das meint der Guru damit, dass man nicht aus leeren Eimern schöpfen kann.
Für Bartlett bedeutete das, das er zunächst in sich selbst investieren müsse, damit sich seine Eimer füllten. Erst dann würde er aus ihnen schöpfen können, um anderen Menschen zu helfen und ihnen zu geben.
Das erinnert mich an den Youtuber Ali Abdaal, der ursprünglich in Cambridge Medizin studiert hat, um Arzt zu werden. Irgendwann wurde er aber mit dem Youtubekanal, den er neben seiner Medizinkarriere gestartet hatte, so erfolgreich, dass er zu überlegen begann, ob er wirklich weiter als Arzt weiterarbeiten sollte. Ali Abdaal hat sich gefragt, wie er den meisten Menschen helfen könne. Würde er als Arzt arbeiten, konnte er eine bestimmte Anzahl an Leben im Jahr retten und so einen guten Einfluss in der Welt hinterlassen.
Würde er sein Unternehmen als Youtuber weiter ausbauen und nur 10% seines Einkommens spenden, würde er damit einen viel größeren positiven Einfluss auf der Welt hinterlassen und mehr Menschenleben retten, als er es als Arzt jemals könnte.
Zu dem Zeitpunkt, als er sich dafür entschied, machte er mit seinem Youtube Business etwa 1 Millionen US Dollar Jahresumsatz. Inzwischen ist der Umsatz viel höher. Wenn er nur 1% dieses Umsatzes gespendet hätte, also 10.000 Euro, hätte er mehr Menschen retten können, als in seiner Zeit als Arzt.
Wo ist meine Arbeitszeit am besten investiert?
Das liegt aber auch daran, dass die Strukturen, die Menschen zB in Schwellenländern zu Gute kommen, deutlich günstiger von Menschen aufrecht gehalten werden können, die bereits dort sind.
Viele Menschen überlegen sich ehrenamtlich zu engagieren und ihre Zeit zu investieren. Wenn du zB in ein afrikanisches Land fliegst, um dort vor Ort an einem Projekt mitzuarbeiten, kostet dich das zum Einen Geld, weil du für deine Unkosten selbst aufkommen musst. Zum anderen spendest du aber auch deine Zeit. In einer Woche könntest du zB 40 Stunden arbeiten, auf die du gerade verzichtest.
Wenn du aber bspw. in dieser Woche 500 oder 1000 Euro verdient hättest, auf die du gerade verzichtest, wäre es besser gewesen, dieses Geld zu spenden.
Denn von diesen 500 Euro, hätte man vor Ort eine Person bezahlen können, die
- deutlich günstiger arbeiten würde, als für 500 Euro
- viel bessere Arbeit machen würde, weil diese Person mehr Erfahrung hat
Das heißt eigentlich wird der Output dadurch verschlechtert, dass eine fachfremde Person vor Ort Freiwilligenarbeit leistet.
Vollzeitbezahlte Helfer:innen sind erfahrener, besser ausgebildet und günstiger, als Freiwillige.
Also selbst wenn ich nur einen Bruchteil von dem spende, was ich an Verdienstausfall gehabt hätte, wenn ich als freiwilliger Helfer arbeite, habe ich trotzdem eine größere Hebelwirkung.
Ich will mich mit dieser Überlegung gar nicht grundsätzlich gegen Freiwilligenarbeit aussprechen. Denn
- gibt es ja auch Menschen, die gar nicht spenden könnten, selbst wenn sie es wollten. Sie haben vielleicht nur ein geringes Einkommen oder sind Studierende, haben aber viel Zeit zur Verfügung
- gibt es ja auch genug andere Gründe, warum man sich für Freiwilligenarbeit entscheidet
Es kann aber durchaus sinnvoll sein, zu hinterfragen WIESO man es tut und es wirklich die beste Hebelwirkung ist.
Wenn man sich am Ende dafür entscheidet ist das ja super, nur sollte man sich nicht einreden, dass man es tut, weil es die größte Hebelwirkung hätte. Sondern, in der Regel, macht man es aus anderen Gründen.
Sollte man denn überhaupt für Entwicklungshilfe spenden?
In seinem Buch 10 Irrtümer der Antikapitalisten erklärt Rainer Zitelmann, dass zahlreiche Studien belegen, dass Entwicklungshilfe den Ländern Afrikas mehr geschadet hat, als genützt.
Er erklärt es anhand der gestiegenen Armut. In den Jahren 1970 – 1990 stieg die Armut auf dem afrikanischen Kontinent von 11% auf 66%. In dieser Zeit gab es gleichzeitig die höchsten Entwicklungshilfeleistungen an Afrika.
Hierfür gibt es sicher mehrere Gründe
Was ist einer der Gründe, wieso die Armut in Afrika durch Entwicklungshilfe gestiegen ist?
Anstatt, dass das Geld wirklich bei den Menschen landete, die von Armut betroffen waren, finanzierte man den Lebensstil von Machthabern, die sich nicht um das Wohl der Bevölkerung kümmerten.
Das Problem ist aber nicht nur, dass dadurch das Geld nicht bei der Bevölkerung ankam. Sondern viel mehr, dass die Machthaber durch diese Leistungen unabhängig vom Wohl der Bevölkerung werden. Sie müssen keine Entscheidungen treffen, die dafür sorgen, dass es der Bevölkerung besser geht, weil ihr eigener Lebensstandard in jedem Fall gesichert ist.
So konnten diese Machthaber ganz bewusst Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit verhindern und ihre Länder wieder tiefer in die Armut treiben, weil sie die Länder damit unattraktiver für Investoren gemacht haben.
Am Ende ist das eine Entscheidung, die man nicht so pauschal treffen kann. Ich denke aber, es lohnt sich zu überlegen, wo man hin spendet, wenn man spenden möchte.
Auch Freiwilligenarbeit möchte ich in diesem Artikel gar nicht verteufeln, schließlich gibt es ganz viele Gründe, wieso man das machen möchte und die Hebelwirkung allein, ist da sicher nicht der einzige Faktor.
In was sollte ich investieren, wenn ich die Welt zu einem besseren Ort machen will?
Lasst uns noch mal zurück auf das Buch „The Diary of a CEO – Die Entdeckung des Erfolgs“ kommen. Steven Bartlett gibt uns die Antwort, wenn wir überlegen, wie wir unsere Zeit investieren sollen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Wir sollten zunächst in uns selbst investieren. Nur, wenn wir unsere Eimer füllen, können wir die Ressouren aufbauen, um andere zu unterstützten. Es ist wie im Flugzeug, wo wir die Sauerstoffmaske als erstes aufsetzen müssen, bevor wir anderen helfen können.
Wenn du 18 Jahre alt bist und nichts hast außer deiner Arbeitskraft, kannst du diese Arbeitskraft einsetzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Du kannst aber auch 10 Jahre in dich selbst investieren, studieren, einen guten Job bekommen, Wissen und ein Netzwerk aufbauen und möglicherweise verdienst du nach 10 Jahren 40.000 Euro netto. Wenn du davon 10% spendest, sind das 4.000 Euro. Mit 4.000 Euro kann man in vielen Ländern vor Ort viel mehr helfen, als du es mit 18 mit deiner Arbeitskraft getan hättest.
Wenn du jetzt aber diese 4.000 Euro nicht spendest, sondern investierst, kannst du möglicherweise Menschen noch besser damit helfen, sich selbst aus der eigenen Armut zu befreien UND deine Rendite kannst du immer noch spenden.
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