Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, da mir bereits das erste Buch von Chris Bailey („Hyperfocus“ ebenfalls erschienen bei Redline) sehr gut gefallen hat. „Calm your Mind“ hat mir sogar noch besser gefallen. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass mir das Buch von Redline als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.
Das Thema Multitasking ist etwas, was mich bereits seit mehreren Jahren begleitet. Ich habe mich durch viele Produktivitätsbücher gequält und auch einige hier auf dem Blog vorgestellt. Dabei kristallisierte sich für mich immer stärker heraus, dass Singletasking Multitasking haushoch überlegen ist. In den letzten Monaten wurde mir auch klar, dass dauerhafte Stimulation ein echter Killer für die Produktivität und das Wohlbefinden darstellt.
Was bedeutet dauerhafte Stimulation?
Normal mag ich es nicht, von „heutzutage“ zu sprechen, weil das zwingend immer den Vergleich mit früher aufwirft und ich mich dann automatisch kritisch hinterfrage: „Ist das wirklich ein Problem der heutigen Zeit“? Aber in diesem Fall wähle ich „heutzutage“ ganz bewusst, denn es ist wirklich ein Problem der heutigen Zeit. Ein großer Teil der Bevölkerung ist heute bewusst und unbewusst einer permanenten Stimulation ausgesetzt und erlebt keine wirkliche Langeweile mehr.
Wir tragen Kopfhörer beim Einkaufen und lassen permanent Musik laufen, auf die wir nicht mehr wirklich achten. Während ich an der Kasse im Supermarkt stehe, zücke ich mein iPhone und öffne Instagram, weil mir die 2 Minuten und 34 Sekunden, die ich anstehen muss, wie eine schier unendliche Ewigkeit vorkommen. Ich höre Podcasts zum Einschlafen und Hörbücher beim Autofahren.
Wirklich schmerzlich bewusst geworden ist mir das, als ich dieses Jahr 2 Wochen in Ägypten war. Ich hatte über Airbnb ein Apartment in Gizeh gebucht, das einen traumhaften Blick auf die Pyramiden und die Sphinx bot. Unter mir wohnte mein Host mit seiner Familie. Er hat mich oft eingeladen, mit ihm Tee zu trinken. Was mich wirklich geschockt hat war, dass sie alle den ganzen Tag drinnen im Wohnzimmer gesessen haben. Die Vorhänge zugezogen, gegen die Hitze, das künstliche Licht an, Ventilatoren und Klimaanlage aufgedreht und alle an ihren Handys saßen, während im Hintergrund non stop der Fernseher lief.
Und ich will mich jetzt gar nicht soweit aus dem Fenster lehnen, weil ich nicht weiß, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Sicherlich würde ich nicht jeden Tag die Schönheit der Pyramiden bewundern, wenn ich mein ganzes Leben nichts anderes gesehen habe. Doch irgendwie hat es mich trotzdem so sehr geschockt, dass man an einem Platz mit so schöner Aussicht sitzen kann und nichts anderes zu tun hat, als den Fernseher laufen zu lassen, während man nicht mal mehr auf das Programm achtet.
Genau das ist permanente Stimulation
Die letzten Monate wird mir erst so richtig bewusst, dass diese permanente aktive (in Form von Handygames) und passive (Netflix, Musik, Podcasts etc.) Berieselung Gift für unseren Geist ist.
Ich will gar nicht zwischen gutem und schlechtem Konsum unterscheiden. Ich würde mir niemals anmaßen eine Netflix Serie oder eine Reality Show, als schlechtere Unterhaltung zu kategorisieren, als Masterclass zu suchten oder einen hochwertigen Onlinekurs zu schauen. Genauso wenig würde ich niemals behaupten, ein Roman wäre schlechter angelegte Zeit, als ein Sachbuch. Was ich aber unterscheide ist Zeit die wir mit Input füllen (was gut und wichtig ist) und solche, in der wir unseren Geist wandern lassen, ja uns vielleicht sogar langweilen. Denn Langeweile ist ein hochkreativer Zustand, der uns dabei hilft, unsere mentalen Ressourcen wieder aufzufüllen.
So habe ich es auch aus dem Buch „Calm your Mind“ von Chris Bailey mitgenommen.
Grundsätzlich habe ich für mich erkannt, dass ich umso produktiver werde, je weniger ich mache. Lieber gebe ich in meiner produktiven Zeit 100% und fokussiere mich wirklich darauf, etwas von Wert zu schaffen. Als, dass ich den ganzen Tag beschäftigt bin und am Ende des Tages nichts geschafft habe.
Bailey erklärt in seinem Buch unter anderem, dass wir alle viel produktiver werden würden, wenn wir uns mehr Ruhe gönnen und das Multitasking ein für alle Mal verbannen. Wenn wir unseren Aufgaben mehr Hingabe widmen und sie in Ruhe durchführen, werden wir automatisch schneller und damit auch produktiver. Vor allem aber glücklicher.
Ich glaube, dass es dieses Buch mit diesem Denkansatz allein schaffen könnte, zu einem meiner liebsten Produktivitätsbücher zu werden. Und ich habe jetzt schon eine ganze Liste mit Leuten angefertigt, denen ich eine Ausgabe davon schenken werde.
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